Energiewende, Energiepreise und die Inflation

Die ehemalige Bundeskanzlerin, Angela Merkel studierte Physik und schloss dieses Studium mit einem Beitrag zum Forschungsthema Statistische und Chemische Physik von Systemen der Isotopen- und Strahlenforschung ab. Eine Frau also, von der man annehmen sollte, dass sie sich mit Atomphysik doch zumindest ansatzweise auskennen sollte. 2010 verlängerte die CDU-Regierung auf Druck von Frau Merkel die Laufzeit aller 17 damals aktiven Atomkraftwerke. Im März 2011, wenige Tage nach der Atomkatastrophe in Fukushima und wenige Monate vor der Bundestagswahl im September 2011, legte Frau Merkel dann jedoch eine 180°-Wendung hin und beschloss den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022. Viele Politiker aus den eigenen Reihen sowie aus der Opposition hielten dies nur für ein wahlpolitisches Manöver, nichts desto trotz legte sie damit den Grundstein für die Energiewende.

Während Ihrer Amtszeit wurde der Aufbau der erneuerbaren Energien nicht wirklich forciert, eine Alternative zu den wegbrechenden AKWs nicht wirklich gesucht. Dies war für die Grünen ein gefundenes Fressen, man machte dies zum Hauptbestandteil des Wahlkampes 2021. Dies und die schwache Aufstellung der CDU führten zu einer Rot Grün Gelben Regierung.

An dieser Stelle muss man die Schwachstellen der Energiewende einmal beleuchten.

Würde ich die Energiewende als Projekt betrachten, so würde ich als erstes eine Ist-Aufnahme machen:

  • Wie hoch ist der Energiebedarf insgesamt, wie hoch die Grundlast
  • Wie hoch ist die erzeugte Leistung je Erzeugungsart
  • Welche Mittel stehen mir zur Befriedigung der Grundlast zur Verfügung
  • Wieviel Energie verkraften die Stromnetzte auf welchen Strecken

Aus diesen Punkten müsste ich dann zu einer Soll-Aussage kommen.

Ist mein Ziel, einen möglichst hohen Anteil aus den sogenannten „erneuerbaren“ Energien zu gewinnen, muss ich dabei folgendes beachten:

  • bisher hatten wir eine zentrale Energieversorgung. Kraftwerke standen dort, wo Energie benötigt wird. In Zukunft habe ich eine dezentrale Energieversorgung, meine Kraftwerke stehen irgendwo in Deutschland. Ich muss also als erstes das Leitungsnetz so ausbauen, dass ich von jedem Punkt in Deutschland jede Fabrik in Deutschland mit ausreichend Energie versorgen kann.
  • ich muss die Grundlast befriedigen können. Dazu benötige ich entweder Speicher oder schnell reagierende Kraftwerke mit hoher Erzeugungskraft.
  • ich muss für eine hohe Akzeptanz von Erzeugungsanlagen der sogenannten „erneuerbaren“ Energien sorgen.

Diesen Soll-Plan hatte die neue Koalition bei der Ausarbeitung des Koalitionsvertrag sehr wohl im Blick.

Nun ist es ja durchaus bekannt – auch bei den Verfassern des Koalitionsvertrages, dass Wind nicht immer weht und die Sonne in unseren Breiten auch kein 24-Stunden-Gast ist. Somit ist es notwendig, diese Zeiten zu überbrücken. Plan der Regierung ist es, dies mithilfe von Erdgaskraftwerken zu realisieren. So ist der Neubau von 40 – 50 Gaskraftwerken im Koalitionsvertrag fest verankert. Ebenso der Ausbau des Stromnetztes sowie ein massiver Ausbau der Windkraftwerke sowie der Photovoltaik. Weiterhin ist darin schon die Unterordnung des Naturschutzes unter die Ziele des Klimaschutzes deutlich abzulesen. Auch die Steigerung der Attraktivität der Anlagen für die Bevölkerung ist durch Beteiligungen schon im Koalitionsvertrag verankert. Wer dazu mehr erfahren will, kann sich die Seiten 36 – 63 des Koalitionsvertrages durchlesen.

Dadurch, dass für den Umbau zur Grünen Energie massiv auf Gas gesetzt wurde, witterten die Gaslieferanten zu dieser Zeit frische Morgenluft und die Gaspreise explodierten (ja, die Preise explodierten schon vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine – die Spitzen wurden während der Koalitionsverhandlungen in Oktober und November 2021 erreicht!).

Durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine und den Wegfall russischer Erdgaslieferungen ist die Koalition in einen Krisenmodus übergegangen – ich nenne diesen Modus den Feuerwehrmodus – man ist nur noch damit beschäftigt, die kleinen Feuer auszutreten und entfernt sich zunehmend vom eigentlichen Plan, hat diesen auch nicht mehr im Blick. Nun sind die Grünen von Haus aus nicht dafür bekannt, mit fremdem Geld besonders sparsam umzugehen – man erinnere sich an den Ausspruch von Annalena Baerbock zu Beginn Ihrer Amtszeit: Geld spielt keine Rolle. Und so verwundert es nicht, dass man mit aller finanziellen Macht versucht, an Gas zu kommen. Zuerst durch die Verstaatlichung von Uniper, dann durch das aus dem Boden stampfen von LNG-Terminals. Dies sollte die Sicherheit des Backup-Systems Gasstrom gewährleisten.

Durch den zusätzlichen beschlossenen Wegfall der Atomkraftwerke kam man dann in die Zwickmühle, die erste Atomstromfreie Dunkelflaute überstehen zu müssen. Dies erreichte man durch den Kompromiss, die 3 verbliebenen AKWs noch bis zum Frühjahr 2023 weiterlaufen zu lassen und zusätzlich die schon stillgelegten Kohlekraftwerke in die Reserve zu holen. Ein Kraftwerk in die Reserve zu holen oder auch nur in Reserve zu halten (wie es bei allen Gaskraftwerken der Fall ist) bedeutet, es auch finanziell zu stützen, auch wenn es keinen Strom liefert.

So haben wir zu Ende 2023 folgende Situation:

  • wir errichten möglichst viele Wind- und Solarkraftwerke
  • wir finanzieren den Weiterbetrieb der AKWs über das geplante Laufzeitende
  • wir finanzieren den Ankauf von Gas um jeden Preis
  • wir finanzieren den Ankauf von Kohle um jeden Preis
  • wir finanzieren Gaskraftwerke als Backup für Wind- und Lichtschwache Tage über das ganze Jahr hinweg
  • wir finanzieren Kohlekraftwerke als Backup für Wind- und Lichtschwache Tage über das ganze Jahr hinweg
  • wir finanzieren den Erzeugungsausfall von Windkraftwerken wegen mangelnder Leitungskapazitäten in windstarken Zeiten – in dieser Zeit werden die Windmüller für den Strom, den sie erzeugt hätten, trotzdem bezahlt
  • wir finanzieren den Erzeugungsausfall von Solarkraftwerken wegen mangelnder Leitungskapazitäten in Lichtstarken Zeiten – in dieser Zeit werden die Sonnenmüller für den Strom, den sie erzeugt hätten, trotzdem bezahlt
  • wir finanzieren den Ausbau der Stromtrassen, der durch den Umbau von zentraler auf dezentrale Stromversorgung notwendig ist

In Summe führt diese Konstellation zu den Strompreisen, die wir Ende letzten Jahres erlebt haben. Da die Gasspeicher nach wie vor mit überteuert eingekauftem Gas gefüllt sind und sich auch sonst kaum Änderungen an den obigen Punkten ergeben (außer dem Totalwegfall der AKWs), wird sich kurzfristig an den Strompreisen nichts ändern.

Da Strom aber ein Grundbestandteil jeglicher Produktion ist, bedeuten höhere Energiepreise automatisch aber auch höhere Erzeugerpreise. Höhere Erzeugerpreise schlagen sich über kurz oder lang aber auch in höheren Endkundenpreisen nieder. Da nun die Bundesregierung mit Ihrer Einkaufswut auch noch insgesamt für hohe Gaspreise (sogar weltweit) gesorgt hat, sind gleichzeitig auch alle Preise für Produkte, die mit Gas oder Gasnebenprodukten hergestellt werden, in die Höhe geschossen. Dazu zählen zum Beispiel Dünger, Baustoffe, Dämmstoffe, Treibstoffe. Dies wiederum führt ebenfalls zu höheren Erzeugerpreisen, vor allem bei Nahrungsmitteln, Transport und im Bau. Diese Preissteigerungen werden erst im Laufe dieses Jahres an die Endkunden weitergereicht, was ein Ende der Inflation noch sehr unwahrscheinlich macht.

Auch zeigt obige Zusammenstellung, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien den Strom nicht billiger machen kann, da die oft veröffentlichten niedrigeren Strompreise aus Windkraftanlagen sämtliche anderen notwendigen Maßnahmen völlig ausblenden. Im Gegenteil wird der Strom dadurch, dass ich mir doppelte Systeme vorhalten muss, um einiges teurer.

Selbst wenn wir in Zukunft in der Lage sein werden, in windstarken Zeiten die überschüssige Energie zu Wasserstoff und Methan umzuwandeln und dann damit meine Gaskraftwerke zu betreibe, sind die bei den einzelnen Transformationsschritten anfallenden Verluste so hoch, dass eine effektive und kostengünstige Stromversorgung für ein Industrieland wie Deutschland damit einfach nicht möglich ist.

Wie will die jetzige Regierung und allen voran der grüne Wirtschaftsminister dies nun trotzdem schaffen. Dazu muss ich mich in das Reich der Spekulation begeben:

Zum einen muss der Primärenergiebedarf gesenkt werden. Das kann ich nur erreichen, indem ich die Produktion im eigenen Land drossele bzw. das Land deindustrialisiere. Dazu tragen die derzeitigen Energiepreise auf alle Fälle bei. Weiterhin muss ich dafür sorgen, dass ich den Energieverbrauch in den Haushalten senke. Dass kann ich damit erreichen, indem ich Bauen möglichst unattraktiv mache. Das sorg gleichzeitig dafür, dass weniger Land versiegelt wird und mehr Land für PV-Flächen und Windräder zur Verfügung steht. Auch das ist derzeit durch die aktuellen Fördermaßnahmen in Arbeit. Des Weiteren muss ich zusehen, dass ich den Energiebedarf der Verbraucher regeln kann. Das ist bei fossilen Brennstoffen so gut wie unmöglich, dazu muss ich die Bevölkerung dazu bringen, in eine regelbare Energieform, wie zum Beispiel Strom, zu wechseln. Das passiert gegenwärtig sowohl beim Heizen (Wärmepumpen) als auch beim Verkehr (Elektromobilität). Hier sind die Verträge schon entsprechend mit Eingriffsmöglichkeiten von extern ausgestaltet. Der zusätzliche Charm bei der Elektromobilität liegt auch noch darin, dass ich hier für den Staat kostengünstige Speicher in Form von Elektrofahrzeugen mit hochkapazitiven Batterien zur Verfügung habe. Auch dies ist gegeben. Weiterhin muss ich die Attraktivität von Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Windrädern erhöhen. Dies erreiche ich am besten durch Bürgerbeteiligungen, wie sie derzeit in großen Stil umgesetzt werden. Also sind damit fast alle Punkte des großen Planes abgehakt, fehlt nur noch der Netzausbau. Dieser ist aber nicht mehr notwendig, wenn die großen Verbraucher nicht mehr im Lande sind. Er kann also weiterhin unberücksichtigt bleiben.

Und nun sind wir wieder beim Beginn meines Artikels, beim sozialistischen Staat, der am Ende pleite war. Das ist der Punkt, der in dieser Rechnung in meinen Augen nicht aufgeht: Wer soll den Politiker dann in Zukunft noch ihre Aufwandsentschädigung bezahlen. Bisher war das der Steuerzahler, ohne Industrie hat diese aber keine Arbeit mehr, zahlt also keine Steuern. Vielleicht sind die Politiker dann bereit, auf Ihre Diäten zu verzichten?

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